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AutorenbildSilvia Gruber

Die Magie der Wurzeln

Wurzelzeit - Ahnenzeit

Es ist Ende Oktober. Die Natur ändert sich unaufhaltsam und die goldenen Farben des Herbstes sind in ihrer Pracht. Ich liebe diese herbstlichen Farben, welche ein sanftes, gemütliches Licht in sich tragen und uns zum Ausruhen einladen, zum Hinlegen, zum Träumen. Die Pflanzen werfen im Herbst ihr Blätterkleid ab und ziehen sich in die Erde zurück. Da, wo es geborgen ist, wo sie geschützt sind, wo sie ruhen können. Die Pflanzen sterben jedoch nie ganz ab. Sie hinterlassen die Samen und ziehen sich zurück zu ihren Wurzeln, um im nächsten Jahr wieder zu keimen und zu wachsen. Sie kehren mit ihrer Kraft heim in den Schoss von Mutter Erde, tief hinein, um wieder stark, gesund und heil zu werden.



Wir Menschen sind immer wieder eingeladen, uns nach der Bewegung der Natur zu richten. So wäre jetzt, und die kommenden Monate, eine wundervolle Zeit, immer wieder einzukehren, in uns selbst, sich einzukuscheln, einzuigeln und auszuruhen. Unsere Ahnen haben es immer so gelebt. Die Feldarbeit war getan, die Ernte eingebracht und die ganze Familie hat die Arbeit ins Haus verlegt. Dort hat man die Werkzeuge repariert, neue Körbe geflochten, Wolle gesponnen, Näharbeiten verrichtet und sich ganz viele Geschichten erzählt. Eine magische, rituelle Zeit, wo es sehr um Innenschau geht, nach innen gerichtet sein und das Außen einmal mehr ruhen und sein zu lassen. Wie schön es doch ist, wenn der Ofen warm ist, man gemeinsam Tee trinkt und man sich bei Kerzenlicht Geschichten erzählt. Natürlich wurde dabei auch von den Ahnen gesprochen. Wir treten nun ein, in die Ahnenzeit. Die Tore zu unseren Ahnen sind weit offen und wir sind ihnen näher als sonst im Jahr. Wir können sie mehr spüren und ihre weisen Antworten kommen in Form von Bildern, Träumen oder intuitiven Gedanken. Wir können derzeit viel Heilarbeit in der Ahnenlinie leisten, Frieden schließen und Dankbarkeit zu ihnen fließen lassen. Dabei tritt eine Kraft an unsere Seite, welche unendlich stark ist. Die Ahnenkraft kann uns in jeglicher Hinsicht unterstützen, darum ist es sinnvoll, diese Zeit gut dafür zu nützen. Außerdem ist es jetzt immer wieder gut auf die eigenen Wurzeln zu achten. Wie gut verwurzelt bin ich? Was lässt mich wackeln? Wo benötige ich noch Stabilität? Weshalb möchte ich nicht nach Innen schauen? Wo sind dort meine Themen, welche ich nicht anschauen möchte und mich lieber im Außen ablenke? Wo sind meine Ängste? Wieso fürchte ich die Dunkelheit?

Ein sehr großes Thema in dieser Zeit - die Dunkelheit. Diese Spaltung zwischen Licht und Dunkel. Dabei gibt es nichts wohligeres als die Dunkelheit. Sie lässt uns ruhen und so sein, wie wir sind. In der Dunkelheit können wir am besten schlafen, der Körper kann sich am besten erholen und wir können träumen. Das Universum ist dunkel. In der Erde ist es dunkel. Im Bauch einer werdenden Mutter ist es dunkel. Da entsteht alles Leben, da kann alles wachsen und gedeihen. Da können wir uns fallen lassen, sind behütet, im Verborgenen, können so sein, wie wir sind, können uns hinlegen, werden berührt und es wird für uns gesorgt. Es ist interessant, wieviel Wertung es da noch gibt. Es ist interessant, wie viele Menschen Schwierigkeiten mit der Dunkelheit haben, mit den "dünkleren" Jahreszeiten. Dabei ist es etwas tiefes, heilendes, magisches, geheimnisvolles, stilles. Ich liebe die Sonne und die warmen Jahreszeiten, doch genau so ist die Dunkelheit wichtig und schön. Ein Abend, eine Nacht, können zauberhaft, heilsam und zutiefst erfüllend sein. Erst in der Dunkelheit sehen wir die Sterne. Wie wundervoll und magisch kann ein Sternenhimmel sein? Darum...es braucht beides und deshalb liebe ich den Jahreskreis so sehr. Wir bewegen uns mit dem Kreis der Natur, der Pflanzen, der kreisenden Bewegung von Vergehen und Werden, von Loslassen und Annehmen, von Sterben und Leben, von Licht und Dunkelheit.


In diesem Blog wollte ich eigentlich etwas über die Wurzeln und deren Verwendung schreiben. Es gibt mittlerweile unzählige Artikel, Bücher und Tipps. Natürlich kann ich nur empfehlen eine Engelwurztinktur anzusetzen, ev. auch eine Mischung mit anderen Heilkräuter und so eine wundervolle "Schnupfentinktur" herzustellen. Außerdem wäre eine Baldrianwurzel sehr gut, um bei Schlafprobleme zu unterstützen oder eine Beinwellwurzel wäre fantastisch, für eine selbstgemachte Traumasalbe. Bis zum Neumond, am 4. November, haben wir Zeit dafür. Danach übergibt man die Pflanzen der Mutter Erde. In den Wintermonaten sammelt man, bis auf wenige Ausnahmen, nichts mehr. Bis Anfang Februar, Lichtmess oder Imbolc, dürfen die Pflanzen dann ruhen.


Ich spüre etwas viel wichtigeres, worüber ich schreiben möchte. Die derzeitige Energiequalität ist immer noch sehr bewegt und fordert uns sehr. Einmal mehr sind wir angehalten, bei uns selbst zu bleiben und weniger im Außen uns ablenken zu lassen. Wobei es natürlich nicht darum geht, das Außen zu verdrängen oder so zu tun, als wäre alles gut, schön und nur Licht und Liebe. Das ist sicher nicht meine Ausrichtung. Es ist noch so viel Unheiles und Unwahres im Feld, das noch "gesehen" werden muss und das Außen spiegelt es im Grunde wider. Aber alles was uns im Außen "triggert" ist auch in uns. Das Verständnis dafür zu haben und sich trauen, den eigenen Ängsten und Themen zu stellen, dies ist die eigentliche Aufgabe in diesem Wandel, in diesem Prozess. Dabei spielen die Ahnenthemen eine sehr große Rolle. Und diese Zeit eignet sich dafür ganz wunderbar. Deshalb möchte ich an dieser Stelle mehr darauf eingehen.



Obwohl diese Zeit zum Rückzug einlädt, zum Nichts-Tun, zum Ausruhen, sind wir Menschen in der heutigen Zeit noch mehr im Stress und Hektik. Wir möchten noch dieses tun und noch jenes schaffen. Besonders in der vorweihnachtlichen Zeit ist so viel Unruhe, so viel Müssen und Sollen, so viel was es noch zu tun und zu erledigen gibt, dass wir den eigentlichen Sinn verloren haben. Ich gebe zu, mein heuriges Jahr ist auch sehr bewegt und stressig. Das Projekt, an dem ich mit wirke, erfordert sehr viel Zeit und Arbeit. Einmal mehr sehne ich mich nach Pausen. Einmal mehr muss ich auf meine Energie- und Kraftreserven achten. Besonders in den letzten Tagen merke ich ganz besonders, dass alles in mir nach Ruhe ruft. So nehme ich mir öfters am Tag bewusst eine Auszeit. Einfach nur mal atmen, dasitzen, ein ausgedehnter Waldspaziergang, nur mal dem Plätschern des Wassers lauschen, den Duft von Fichtennadeln einatmen, die Hände auf dem Moosboden legen, einen Tee bewusst mit allen Sinnen genießen und mich meinen inneren Themen zu stellen.


Hineinfühlen, was im Verborgenen liegt, was möglicherweise verschüttet wurde, was mich einengt, was ausgedient hat. Loslassen - ja, so wie die Blätter des Herbstes, einfach loslassen und sterben lassen. So lasse ich Themen, Menschen und Situationen los, welche mir nicht mehr dienlich sind, welche nicht mehr zu mir gehören, welche gehen dürfen, um Raum für Neues zu schaffen. Dies bedarf einer gewissen Hingabe und dies erfordert Mut. Wir sind es gewohnt, nur die schönen Dinge fühlen zu wollen, vieles im Licht und im Glanz zu sehen und ja nicht ungeliebte Anteile hervorzuheben und uns ängstlich, mutlos, traurig, erschöpft, klein, genervt, aggressiv oder sonst noch was zu zeigen. Doch es gehört alles dazu, es ist ja da ;) um gesehen und erkannt zu werden. Licht und Schatten, Liebe und Angst. Und gerade in der Dunkelheit kann es da sein, heilen und sich neu gebären. Darum nutzen wir am besten die Zeit, um uns dem hinzugeben. Gerade die Zeit um Samhain, um den Neumond Anfang November, können wir unsere Ahnen um Rat fragen. So wie es unsere Vorfahren immer schon gemacht haben. Sie haben die Ahnen eingeladen und sie um Hilfe und Rat gebeten. Die Wintermonate waren für sie nie einfach, denn man wusste nicht wie der Winter wird, wieviel Schnee und Stürme es geben würde und was passieren wird. Es war keine einfache Zeit, denn es gab weniger zu Essen als sonst und durch den vielen Schnee, war die Bewegung von einem Ort zum nächsten, sehr mühsam oder gar nicht möglich. Man war meistens auf sich alleine gestellt und musste selbst, mit der Versorgung der Familie und der Tiere zurecht kommen. Deshalb war es für die Vorfahren so wichtig, sich mit den Ahnen auszutauschen und vorausschauend sich vorzubereiten und einzurichten. Mit Ihnen hatte man hilfreiche Unterstützung an der Seite. Und so ist es immer noch.

Auf einer anderen Ebene fließt so viel Kraft zu uns. Wir bekommen die Antworten, wir erhalten die Zeichen. Es ist unsere Aufgabe, diese zu erkennen. Man könnte in dieser Zeit öfters einmal eine Kerze für die Ahnen anzünden, einen liebevollen Gedanken ihnen schicken oder Gaben für sie bereit stellen. Was haben sie gerne gegessen, getrunken, welchen Tabak hat der Großvater geliebt und was war Großmutters Lieblingsrezept? Dies können wir mit unserer Familie, in Gedenken an unsere Ahnen, teilen. Das Wichtigste wäre in diesen Wochen soviel zu ruhen und zu regenerieren, wie möglich. Eintauchen in die heilsamen Energien von Mutter Erde, der dunklen Jahreszeit, der Dunkelheit selbst.


Habt eine wundervolle Zeit, heilsame, magische Abende und Nächte, kommt mit der Familie zusammen und erzählt euch Geschichten über die Ahnen, backt gemeinsam Brot und teilt es in der Natur und mit den Tieren, genießt die Zeit im Stillen, kocht Tee und nehmt ein wohltuendes Bad, meditiert und träumt.

Vor allen Dingen, lasst alles los, lasst Altes sterben und vergehen.


Eine schöne Ahnenzeit

wünscht euch Silvia

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